Bibelsammler sind gläubig!
Wieder ein Na, ja. Es bedarf jetzt nicht der Stigmata (ich meine tatsächlich diese und nicht ein Piercingstudio) um zum Bibelsammler zu werden. Eine gewisse Verortung im christlichen Kulturkreis ist aber ganz bestimmt kein Nachteil. Ich kenne allerdings einen Bibelhändler, der bekennender Atheist ist. Trotzdem preist er seine Bibeln mustergültig an und verkauft auch recht erfolgreich. Vermutlich ist das aber eher eine Ausnahme. Zu intensiv muss man sich mit den Christentum beschäftigt haben, um auch „technisch“ sammeln zu können. Zumindest glaube ich das.
Ich kenne zumindest keinen Bibelsammler, der nicht historisch sehr interessiert ist. Etliche haben Theologie studiert, was sie meist zu komplizierten Gottesbildern anregt und die Leute an sich auch kompliziert macht. Für das Bibelsammeln ist das meist nicht notwendig. Wenn Sie eine ältere Bibel mit Holzschnitten vor sich haben, suchen Sie sich mal Ansichten von Dörfern und Städten sowie Soldaten. Sie werden feststellen: Das schaut aus, wie aus dem Mittelalter bzw. der frühen Neuzeit! Ansichten des biblischen Landes wirken wie Stadtansichten deutscher Städte der Zeit. Die Holzschnitzer waren keine Deppen, die den zeitlichen Bogen nicht realisierten, im Gegenteil! Gerade die Frühzeit der Reformation war von einem segensreichen Glauben an die Unmittelbarkeit des göttlichen Wirkens durchdrungen. Daher war es für die Künstler logisch diese unmittelbare Gottesanwesenheit auch in die Schnitte der Bibel zu integrieren. Mit dem Ende der ersten Reformationszeit und dem Beginn des Pietismus ging diese spirituelle Epoche zu Ende. Unabhängig davon, wie man das persönlich bewertet: Bibeln bis etwa 1600/1620 sind nicht vor allem deswegen so gesucht, weil sie alt sind (das auch). Sie leben auch durch diesen gezeigten lebendigen Glauben, der in den oft naiv wirkenden aber authentischen Bildern der (meist) Holzschnitte ganz offen gelebt wird. Flapsig formuliert: Je weiter weg von Luther es geht, desto anspruchsloser wird der Holzschnitt. Das gilt bis in die Gegenwart herein. Den wenigen Versuchen neue Bilder zu den Bibeln zu gestalten (Kubin!) stehen sehr viele Bibelausgaben des 20. Jahrhunderts gegenüber, bei denen man sich begnügt, die Bilder alter Meister zu den biblischen Geschichten einzubinden. Ein direkter Nahebezug ist kaum mehr gegeben.